Mittwoch, September 27, 2006

Klappern und Handwerk

Lieber Leser,

bevor ich erstmals die Hauptstadt Zambias am Freitag verlassen werde, um Richtung Suedprovinz – soll heissen das Gebiet in dem sich die Projekte der SAF befinden – aufzubrechen, noch ein kleiner Eintrag von mir. Mir geht es bestens und allen Vorsorgen und Bedenken im Vorfeld zum Trotz bekommt mir das Essen, das Wetter (wie braun ich schon bin das glaubt ihr nicht ;-) sowie die Veraenderung der kulturellen Rahmenbedingungen ohne Probleme.
Wir sind gerade dabei den Umzug der SAF in ein neues Buero vorzubereiten, da das alte Buero wenig Moeglichkeiten bietet und zum anderen auch noch teuer ist. Ich kann mich da sehr viel einbringen und ich freue mich schon auf das Einrichten, wenn wir ab 09.10.2006 aus der Suedprovinz zurueckkehrt sind. Dann kann ich auch konkret beginnen an den Aufgaben zu arbeiten, die an mich herangetragen wurden. Zum einen profitiere ich ungemein von dem Einblick, der mir hier gewaehrt wird und zum anderen soll auch die SAF was von mir haben. ;-) Ich werde also versuchen einige Unterstuetzer und Spender in Deutschland zu aquierieren und ausserdem versuchen einige Bueroablauefe – nun nennen wir es – zu operationalisieren. Das faengt damit an, dass bis dato keine wirkliche Website existiert oder auch kein einheitliches Corporate Identity auf Briefkoepfen und aehnlichem. Darauf stehen aber potentielle Geldgeber wie ich bereits mitbekommen habe. Wie im letzten Eintrag angekuendigt gehoert in einer Industrie mehr als irgendwo sonst Klappern zum Handwerk... ;-)
Damit duerfte die zweite Haelfte des Praktikums sehr arbeitsreich werden, da neben diesen kleinen Aufgaben auch noch das eine oder andere „meet and greet“ ansteht mit Workshops, Vernetzungsmeetings und „Beziehungspflege-Treffen“. Alles in allem alles sehr sehr hilfreich und ich lerne eine Menge.

Am Wochenende hatte ich mein erstes SHAKE SHAKE – ein Maisbier aus Tetrapacks – was vor allem in den Compounds getrunken wird. Wenn man es mit Milch vermischt und etwas Zucker hinzugibt schmeckt das auch fuer einen westlichen Gaumen sehr lecker. Und mein Geheimtipp, den ich noch ausprobieren muss, ist noch etwas Kakaopulver beizumischen – dann hat man fast nen Baileys... hihi – Das darf nur kein Zambier sehen – stellt Euch vor ihr trefft jemanden der Milch, Zucker und Kakao in sein Becks mischt... strange

Morgen sind hier Praesidentschaftswahlen. Hoffentlich gewinnt nicht der Heini namens Sata, der aehnlich unterwegs ist wie Mugabe in Simbabwe...

Ich hoffe ihr seid alle wohlauf. Ich freu mich ueber Kommentare und seid nicht traurig wenn ich auf Emails nur kurz angebunden oder garnicht reagiere bzw. sehr spaet. Das mit den Internetverbindungen ist hier nicht so einfach und ich versuche so oft es geht eine Moeglichkeit wahrzunehmen. Gruesst mir Onkel Herbst und Tante Wirbelwind...

Philipp

Donnerstag, September 21, 2006

meine Adresse und Telefonnummer

ein paar von Euch hatten gefragt, ob man mich auch irgendwie anders erreichen kann - kann man:

postalisch:
Steadfast Action Foundation
c/o Mrs. Nkunika
z.H. Philipp Seitz
BOX 32557
Lusaka
Zambia

die Telefonnummer ist: 0026/099604982
soweit ich informiert wurde ;-) ist das auch garnicht so teuer mit der richtigen Vorwahl...

Gehabt euch wohl!


Mario der Zauberer is part of Entwicklungshilfeindustrie

Hallo liebe Lesenden,

heute etwas mehr Zeit und vor allem eine stetige Internetverbindung. Die werde ich auch gleich dazu nutzen, waehrend der PC laeuft und die Verbindung steht, eine Guten-Morgen-Zigarette rauchen zu gehen. Jaaaaa!!!!
Der zweitaegige Workshop war dann doch etwas anders als ich das erwartet hatte. Organisiert wurde die ganze Geschichte von der IDE - International Development Enterprises. Das ist eine auf mich irgendwie eigenartig wirkende Organisation, die versucht mit dem sogenannten PRISM Konzept den schon beschriebenen Teufelskreis auszuhebeln. PRISM steht fuer "Poverty Reduction through Irrigation Smallholder Markets". Es war nicht so ganz klar mit welcher Organisationsform diese urspruengliche amerikanische "Firma" operiert. Ihre Argumentation ist im Wesentlichen die, dass Zambia die reichsten Wasservorkommen Afrikas besitzt und durch einen operationalisierten Bewaesserungsfeldbau ein Ansatz besteht die strukturelle Armut zu minimieren. Wenn vor allem die Kleinbauern in den laendlichen Gegenden Arbeit haben und eine durch Duerre weniger anfaellige Landwirtschaft betreiben koennen, steigert dass in allererster Linie ihr Einkommen. Mit dem gesteigerten Einkommen ist es dann moeglich den Lebensstandard zu verbessern und ebenfalls die von HIV/Aids, Drogenkonsum, Prostitution, Arbeitslosigkeit etc. ausgehenden Misstaende zu verkleinern. Der Knackpunkt fuer mich war allerdings, dass ich die ganze Zeit das Gefuehl hatte die Jungs von der IDE wollen mit ihrem Konzept lediglich ihre "treadle pumps" - also "Tret-Pumpen" an den Mann - und vor allem unter dem Gender-Aspekt betrachtet - an die Frau bringen. Das ganze fand im Agriculture Consultative Forum statt. Das ist eine relativ autonom operierende staatlich getragene Behoerde, die versucht die Bedingungen fuer Landwirtschaft vor allem fuer "Smallholders" - also Kleinbauern - zu verbessern. In der ACF arbeitet auch ein deutscher Agrargingeneur mit dem ich dann das Gespraech suchte hinsichtlich meines eigenartigen Gefuehls der IDE wegen, und er gab mir dann eine Kurzeinfuehrung in seine Erfahrungen mit den Grauzonen zwischen katholischer Kirche, NGO's, Unternehmen, Foundations etc etc. Bei vielen ist nicht ganz klar, ob da jetzt nur vordergruendig ein Hilfeaspekt eingesetzt wird, um im Hintergrund kommerziell zu agieren und Absatzmaerkte fuer Produkte wie beispielsweise diese Wasserpumpen zu schaffen. Moral von der Geschichte - schon nach einer Woche hier habe ich eine wichtige Erfahrung gemacht, von der ich annahm, dass ich sie machen werde aber eben doch nicht so schnell: Es existiert eine Entwicklungshilfeindustrie und nicht wenige Partizipanten haben Schlupfloecher und Grauzonen entdeckt in denen sich der eine oder andere US-Dollar verdienen laesst. Die verschiedenen Praesentationen der einzelnen NGO's ueber ihre Erfahrungen in den Provinzen Zambias in denen sie aktiv sind, war trotzdem mehr als interessant, um einen Ueberblick ueber die hier laufenden Projekte zu gewinnen. Angefangen von Ansaetzen dahingehend beispielsweise die Landwirtschaft von den Cash Crops importierter Nutzpflanzen hin zu einem Anbau traditioneller Pflanzen, von denen die Menschen vor der Kolonisierung jahrhundertelang gelebt haben, umzustellen. Der Nachteil ist, dass der Lebensstandard, den die Menschen auch auf dem Land anstreben ,mit den Einnahmen durch den Anbau traditioneller Pflanzen nicht zu erreichen ist. Auch sehr interessant war zu erfahren wie verschiedene NGO's in den letzten Jahren ueber die Aufklaerung und die Installation neuer Nutzpflanzen
wie zum Beispiel Paprika, Wassermelone oder Cassava (jeder denkt er muss Mais anbauen, obwohl es viele andere besser geeignete Pflanzen gibt) versucht haben Auswege anzubieten und dabei teilweise an zu wenig Know How, natuerlich der falschen Pumpe ;-) oder der Ignoranz der Kleinbauern gegenueber Innovationen gescheitert sind. Auch war von einigen positiv verlaufenden Projekten zu hoeren, wo tatsaechlich der Spagat geschafft wurde durch einen Ansatzpunkt bei der Verbesserung der Einkommen der Kleinbauern den Teufelskreis aufzubrechen. Alles in allem fuer mich gerade zu diesem Zeitpunkt, wo ich mir einen Ueberblick verschaffen will, ein hervorragender Einstieg.
Heute meinte Mrs. Nkunika, dass sie lediglich ein Meeting habe mit einigen ghanaischen Abgesandten einer dort ansaessigen NGO, die in der Stadt sind und dass es nicht unbedingt notwendig ist dort mit anwesend zu sein. Ich hatte mich deswegen eigentlich mit Angelika verabredet - einer oesterreichischen Praktikantin, die in einer Schule arbeitet - aber sie ist krank und deswegen mussten wir das verschieben. Ich hab mich deswegen hier im Buero der ZARD (Zambian Association for Research & Development), der Behoerde, die fuer mich den Kontakt zur SAF (Steadfast Action Foundation) - der NGO in der ich mein Praktikum mache - hergestellt hat, um eben Emails zu schreiben und mich ueber den Bildschirm darueber informieren zu lassen, was der Ratzinger in Regensburg verbrochen hat, warum die Bayern in Bielefeld verloren haben, wie es mit der Verteidigung deutscher Interessen im Libanon voran geht und was die NPD in Mecklenburg Vorpommern nun gedenkt im Parlament einzubringen.

Ich hoffe sehr, dass es Euch allen gut geht und der Herbst dann doch so langsam Einzug haelt, waehrend hier der Sommer gerade am beginnen ist und die Regenzeit ab Oktober beginnen wird. Was am Wochenende passieren wird, kann ich noch nicht genau sagen. Der Neffe von Mrs. Nkunika ist bei seinem Onkel und kommt "irgendwann" am Wochenende wieder und auf ihn bin ich etwas angewiesen was die Freizeitgestaltung angeht - zumal Andrew der Sohn von Mrs. Nkunika berufsbedingt uebers Wochenende nach Livingstone muss. We'll see...

Einen lieben Gruss an Euch und an dieser Stelle ein dickes Dankeschoen fuer die vielen Emails mit guten Wuenschen fuer meine Reise und die teils ruehrenden Worte. Yep. Traene. Knopfloch. Danke.

Montag, September 18, 2006

Melting pot, Erfahrungen im Grenzbereich und alles ganz anders

Ein feines Wochenende liegt hinter mir. Mit dem Neffen meiner Gastmutti hab ich meine ersten Schritte auf zambischen Boden gemacht. Dazu gehoeren die verruchten Compounds in denen ich die Attraktion bin, weil Weisse hier nicht hingehen. Bier das schmeckt wie Bratensosse und Menschen die einen anstarren aber nicht so dass es einem unangenehm waere. Es ist kein Starren wie „Uhhhh Schau mal!“, sondern eher eines das einem sagen will „Hey cool, dass du da bist. Wie geht’s dir?“ Das wirklich krasse ist der Unterschied. Es existiert keine Mittelklasse. Entweder du bist richtig arm, versuchst mit irgendeinem kleinen Stand am Strassenrand den Kopf ueber Wasser zu halten oder du faehrst einen 5’er BMW und hoerst laut Eminem.
Heute war mein erster Arbeitstag sozusagen. Mrs Nkunika, welche die Gruenderin und eine der beiden Festangestellten der Steadfast Action Foundation ist, hat mir das Buero gezeigt und dann haben wir einige Unterstuezer in der Stadt fuer ein paar Unterschriften abgeklappert. Ich habe viele Haende geschuettelt und viele Namen gehoert, die ich mir noch nicht gemerkt habe, weil es schwerfaellt sich etwas zu merken, was man nicht aussprechen kann. Ab morgen nehmen wir an einem Workshop des Landwirtschaftsministeriums teil, bei dem es um den Anbau einer Pflanze aus Suedamerika geht, die aufgrund ihrer Beschaffenheit gut geeignet waere zum Anbau in der suedlichen Provinz, in der eine Vielzahl der Projekte der SAF laufen. Und da die Arbeit hier darauf abzielt die Problematik des Kreislaufs zwischen Armut – Arbeitsloigkeit – HIV/AIDS etc sehr frueh bei der Wurzel zu packen, koennte diese Pflanze unter Umstaenden mehr Arbeitsplaetze schaffen als beispielsweise Mais.

Es ist alles schick. Es geht mir gut. Ich hoffe baldmal vor einem Rechner zu sitzenbei dem ich etwas ausfuehrlicher schreiben kann – habe naemlich Angst, dass es das gleich wieder war mit der Verbindung.

Donnerstag, September 14, 2006

DaDaDa

Lieber Leser,

Ich bin angekommen. Afrika - Sambia - Lusaka. Es riecht alles anders und es schmeckt alles anders und die Gegensaetze sind massgebend. Als ich heute von einem Mitarbeiter der Zambia Association for Research and Development abgeholt wurde sind wir schon durch die ersten sogenannten Compounds gefahren. Die Bedingungen unter denen die Menschen hier leben sind schlimmer als man sich das vorstellt aber es ist wirklich beeindruckend wie sie aus Scheisse Gold machen. Bin dann zum Haus meiner Gastmutti gebracht worden und alle sind sehr nett. Ab Montag soll ich erst auf "Arbeit" gehen und mir bis dahin von ihrem Neffen Cyril alles zeigen lassen und allerlei Besorgungen machen. Das werd ich machen. Jetzt aber erstmal schlafen, weil ich bin voellig fertig aber ich halte Euch auf dem Laufenden...
P.

Dienstag, September 12, 2006

...morgen gehts los

So ihr Lieben,

sitze in meiner Wohnung, die ich gleich verlasse, um nochmal schnell in die elterliche Heimat zu flitzen bevor ich dann morgen in den Flieger steige und das größte abenteuer meines Lebens vor mir liegt. Ich langweile Euch mal noch nocht mit meinen Gedanken, die sich nur um hab ich alles, wird das alles klappen und hast du die Hacke und den Spaten drehen.

sobald ich gut angekommen bin - gibts hier mehr...bis dahin genießt ihr mal den Altweiber-Sommer.

P.